Die vier Schritte der Körperzentrierten Herzensarbeit

 

Die Methode der Körperzentrierten Herzensarbeit ist in vielen Büchern von Safi Nidiaye dargestellt und ausführlich beschrieben worden - siehe auch www.safi-nidiaye.de (Rubrik "Bücher und Veröffentlichungen").

 

Vor Beginn der Übung empfiehlt es sich, sich an einem ruhigen, ungestörten Ort bequem hinzusetzen und eine meditative Haltung einzunehmen:

 

  • die Augen zu schließen
  • den Atem zu spüren
  • den Boden unter den Füßen, die Sitzfläche und den Raum um und über sich spüren
  • die Sinneseindrücke (Geräusche, Gerüche, Temperatur der Umgebung usw.) wahrnehmen
  • den Körper spüren / den Körper "von innen" spüren
  • "nach Hause", d. h. im eigenen Körper ankommen

 Während der gesamten Übung sollten die Augen geschlossen bleiben.

 

Da ein gewisses Maß an Konzentration vonnöten ist, sollte die Übung im Sitzen und nicht im Liegen erfolgen, da hierbei die Gefahr besteht, müde zu werden oder auch einzuschlafen.

 

 

Die Methode der KH nach Safi Nidiaye besteht aus diesen vier Schritten:

 

1. Thema betrachten

 

Meist geht es darum, ein Problem oder "Thema" zu betrachten, Hintergründe zu erforschen und um den Wunsch, eine Lösung zu finden.

 

Der oder die Übende beginnt damit, sich das Problem (aus der Vergangenheit oder etwas, das in Zukunft liegt, z. B. in den nächsten Tagen etwa, bevorsteht) auszumalen, vor seinem inneren Auge "herzuholen" bzw. "heran-zu-zoomen".

 

Wenn das Thema sehr komplex ist und beispielsweise von einer bestimmten Person ausgelöst wurde, reicht es manchmal auch aus, sich einfach diese Person vorzustellen und im zweiten Schritt, d. h. über den eigenen Körper, kennenzulernen, was der Gedanke oder die Vorstellung an diese Person mit mir macht.

 

 

2. Den eigenen Körper wahrnehmen

 

Nun geht es darum, die eigenen Körperempfindungen wahrzunehmen:

 

  • Was tut sich in oder an meinem Körper, wenn ich an das Problem oder diese bestimmte Person denke?
  • An welcher Stelle fällt mir etwas auf, wo zieht es meine Aufmerksamkeit hin?
  • Ist es eine oder sind es mehrere Stellen, die mir auffallen, oder ist mein ganzer Körper betroffen?
  • Wie fühlt es sich an – ist es ein Ziehen, Drücken, Spannung, Schlaffheit, Hitze, Kälte usw.?
  • Wie groß / wie tief ist der Bereich, zu dem es meine Aufmerksamkeit hinzieht?

Hierbei ist es gut, wenn der oder die Übende sich ausreichend Zeit nimmt, um die Körperwahrnehmung, d. h. das, was auffällt, genau zu erforschen.

 

 

3. Das Gefühl kennenlernen

 

Wenn ich nun das Körpergefühl ganz genau kennengelernt habe, kann ich erforschen, um welches Gefühl bzw. welche Emotion es sich handelt, das mit der Körperempfindung verbunden ist.

 

Wie fühle ich mich jetzt, wenn sich der Körper auf diese Art und Weise bemerkbar macht? Kann ich das Gefühl benennen – wie heißt dieses Gefühl?

 

Wenn sich mir der Name des Gefühls nicht sofort erschließt, helfen folgende Fragen:

 

  • wie geht es dem "Sprecher" meiner Gedanken – wie fühlt sich dieser "Teil" von mir?
  • wie ist meine "Stimmung"?
  • wie würde eine neutrale Person, die mich von außen betrachtet, meine (Körper-)Haltung oder meinen Gesichtsausdruck beschreiben?
  • ist das Gefühl eher angenehm oder unangenehm bzw. ist es ein positives, negatives oder neutrales Gefühl?

Sobald das Gefühl erkannt und auch benannt wurde, geht es darum, es noch einmal bewusst als Gefühl, d. h. als Emotion und in Verbindung mit der Körperwahrnehmung zu fühlen und sich Zeit dafür zu nehmen, es genau kennen zu lernen.

 

Wenn es noch Gedanken oder Bilder gibt im Zusammenhang mit dem Auslöser des Gefühls (Situation und/oder eine bestimmte Person), so ist es hilfreich, spätestens jetzt die Aufmerksamkeit vom Auslöser des Gefühls abzuziehen und auf sich selbst und seinen Körper zu richten. (Dies ist hilfreich, um sich aus der "Identifikation" lösen zu können – Näheres siehe unter "Identifikationen")

 

Wenn ich also (wieder) bei der Wahrnehmung meiner Körperempfindungen und des dazugehörigen Gefühls angekommen bin, kann ich mich fragen bzw. "durchprobieren", was das Gefühl von meinem Herzen braucht:

 

 

4. Herz Öffnen für das Gefühl (= Anwendung der 10 Herzensschlüssel)

 

Hier gibt es verschiedene Herzensschlüssel, die an dieser Stelle nur verkürzt dargestellt sind – Ausführlichere Beschreibung siehe die Rubrik "10 Herzensschlüssel".

 

Braucht das Gefühl von meinem Herzen:

 

  • Erlaubnis / da sein dürfen / Willkommen sein
  • Gefühlt / wahrgenommen / bemerkt werden
  • Achtung / Respekt / "Ernst-Genommen"-Werden
  • Anerkennung / Wertschätzung / Würdigung
  • Rehabilitation / Von Verurteilung befreit werden
  • Aufmerksamkeit / Beachtung / Gesehen werden / Zuwendung
  • Verständnis
  • Mitgefühl / Erbarmen
  • Raum / Platz (in meinem Herzen) / Zeit (um gefühlt zu werden)
  • Als Gefühl wahrgenommen (anstatt für eine Tatsache gehalten) zu werden

Zusätzliche "Herzensschlüssel" für Sehnsüchte:

 

  • Geehrt-Werden
  • Für möglich gehalten werden (d. h. die Erfüllung der Sehnsucht will für möglich gehalten werden)

 

Bei Schlüsseln, die "passen", wird eine Erleichterung oder der Eindruck spürbar, dass genau dieser oder diese Schlüssel gebraucht wurden, um das Gefühl "ins Herz nehmen so können".

 

Dabei ist es manchmal erforderlich, die Schlüssel mehrmals durchzuprobieren - am besten solange, bis sich der Eindruck einstellt, dass der oder die richtigen Schlüssel gefunden wurden, das Gefühl vollständig versorgt ist und man sich von der Identifikation lösen konnte.

 

Das heißt jedoch nicht, dass das Gefühl dann weg sein soll, sondern im Gegenteil noch eine Weile im Bewusstsein bleiben kann, aber jetzt eben nicht mehr weiter störend oder belastend wirkt.

 

Sollte das "Ins-Herz-Nehmen" nicht richtig funktionieren, d. h. die Herzensschlüssel nicht passen oder es nicht möglich sein, sich aus der Identifikation zu lösen, kann es daran liegen, dass man

 

  • ohne es zu merken, wieder im Kopf und inneren Bildern gelandet ist und den Körper nicht mehr spürt
  • noch mit einem anderen, darüber liegenden Gefühl identifiziert ist, dies aber nicht bemerkt, oder
  • es sich um ein fremdes bzw. übernommenes Gefühl (z. B. von den Eltern) handelt.

 

Wenn man hier nicht weiterkommt, ist eine Sitzung mit einem geschulten Übungspartner oder einer ausgebildeten Person in KH hilfreich.

 

Wenn ein Gefühl vollständig "versorgt" und ins Herz genommen ist, gibt es zwei Möglichkeiten:

 

  • Der oder die Übende prüft, wie er/sie sich jetzt fühlt, d. h. ob ein neues Gefühl aufgetaucht ist. Dann kann dieses neue Gefühl, wie oben beschrieben, ins Herz genommen werden. Hierbei zuerst wieder bei der Körperempfindung ansetzen: Wo fällt mir im oder am Körper etwas auf, d. h. die Aufmerksamkeit wieder auf die Körperempfindungen lenken und diese genau erforschen, dann das entsprechende Gefühl kennen lernen, benennen und fühlen und dann mit den "Herzensschlüsseln" versorgen.
  • Der oder die Übende geht an die Ausgangssituation (Gedanke an Problem, Thema oder Person) zurück und prüft neu, wie es sich jetzt anfühlt, ob sich etwas (zum Positiven hin) verändert hat. Wenn ein neues Gefühl da ist, kann mit diesem, wie oben beschrieben, weiter verfahren werden oder aber die Übung, wenn sie sich "rund" anfühlt, abgeschlossen werden. Gerade für Neueinsteiger mag es ratsam sein, sich nicht zu überfordern bzw. aufzuhören, sobald die Konzentration nachlässt.

 

Dies ist eine lineare Beschreibung des Ablaufs einer Übungssitzung und kann als "technischer Leitfaden" verwendet werden, d. h. so läuft es im Idealfall ab.

 

Da jedoch oftmals komplexe oder tiefer gehende Themata betrachtet werden, kann es vorkommen, dass während der Betrachtung eines bestimmten Gefühls ein zweites Gefühl im Bewusstsein auftaucht oder sich dazwischenschiebt. Dann sollte geprüft werden, welches Gefühl dringlicher ist und sich diesem zuwenden. Das andere Gefühl kann dann später betrachtet werden.

 

 

Insgesamt gesehen ist die Anwendung der Körperzentrierten Herzensarbeit keine lineare Angelegenheit, sondern ein dynamischer Prozess.

 

Möge die Übung gelingen!